Meine Philosophie!

Ich trainiere seit etwa 20 Jahren verschiedene Kampfkünste.

In dieser Zeit gab es viel auf und ab. Manchmal kann man sich nicht genügend motivieren, und läßt das Training schleifen.

Es ist noch gar nicht solange her, da habe ich ernsthaft erwogen, keine Kampfkunst mehr auszuüben. Aber nach einer relativ kurzen Zeit, habe ich festgestellt, dass ich ohne Kampfkunst nicht leben kann. Ja, in der Tat nicht leben kann. Ich brauche dieses Training wie die Luft zum atmen.

Dann habe ich mir überlegt, was mir den eventuell nicht mehr gefallen hat. Was hat mich demotiviert? Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht. Jetzt habe ich für mich selbst die Antwort gefunden.

Man muss in die Geschichte blicken. Warum wurde Karate (oder auch andere Budo Arten) entwickelt? Wieso gibt es so viele Stile?

Karate heißt in erster Linie leere Hand. Es wurde entwickelt, damit man sich mit der bloßen Hand gegen einen oder mehrere Angreifer - auch bewaffnete - verteidigen kann. Es ging damals um Leben und Tod. Das kann man aber nur siegreich überstehen, wenn man seinen ganzen Körper als Waffe versteht, die man gesamtheitlich trainiert und formt. Weil es aus diesem ernsten Hintergrund entsprungen ist, wurde und wird manchens aus dem Budo verheimlicht. Im reinen Sportkarate kann man vom Ursprung nur noch sehr wenig finden. Bushido wird sehr oft mit "Weg des Kriegers" oder "Weg des sterbens" übersetzt. Budo ist ein Sammelbegriff für alle Kampfkünste, in dem der Bushi (Krieger) wandelt, und nach Perfektion strebt.

Am besten kann man dies an der Einstellung der alten Samurai sehen. Bis zum eigenen Tod ihrer Sache ergeben. Wer ist heute noch dazu bereit?

Ich habe mir diese Einstellung - soweit möglich - zu eigen gemacht. Deshalb ist für mich ein tägliches Training unabdingbar. Neben dem Training gehört die richtige, gute Ernährung ebenso dazu, wie eine ganzheitlich gute Grundeinstellung zum Leben.

Wenn man diese Dinge beachtet, kann man tatsächlich ein Leben lang trainieren. Man wird immer besser. Man wird aber auch nie fertig, an sich zu arbeiten. Man kann dies z.B. an Sensei Shimabukuro und Sensei Measara sehen. Im fortgeschrittenen Alter sind sie viel fitter als die meisten mit 20 Jahren waren. Dies geht nur durch hartes, dauerhaftes und gleiches Training. Man muss Techniken immer und immer wieder täglich üben, um besser zu werden. Manche wollen immer mehr und neue Techniken, und vergessen die Basis zu pflegen.

Ich lehne die Technikvielfalt ab. Das fördert die Konzentration auf wesentliche Techniken. Jodan uke, chudan uke, gedan barai und chudan uchi otoshi reichen. Wenn die Techniken gut sind, ist es genug. Ich lehne auch für mich persönlich Verbände und Wettkäpfe ab. Im Kampfsport geht es sehr oft um Geld, Macht und Postionen. Danach strebt aber ein echter Karateka nach meiner Auffassung nicht. Ein Karateka identifiziert sich durch seine Verfassung und sein Niveau. Das ist der einzige Maßstab.

Ich empfehle jedem sich zwei, maximal drei Kata auszusuchen und sehr gut zu erlernen. Diese sollten über viele Jahre geübt werden. Vielleicht kann man dann noch eine dazu nehmen, wer weiß!

Kihon renshu gehört zu jedem Training. Ein Training sollte mit der Meditation beginnen und aufhören. Kraftraining mit den uralten Geräten und Techniken ist unverzichtbar. Ein Makiwara gehört in die Grundausstatung eines jeden Karateka. Zenshin Kotai und Ippon Kumite sollten auch in das Training einfließen. Essentiell ist aber die Kata-Bunkai . Karate ohne Kata und Kata-Bunkai ist kein Karate. Es hat keine Seele!

Ebenso gehört das "Kobudo Training" zu Karate. In der alten Zeit wurde Karate und Kobudo als eine Einheit gesehen. Karate ist die Mutter und Kobudo ist der Vater. Wer will das trennen?

Ich wünsche allen viel Erfolg auf diesem schwierigen Weg und schliesse mit den Worten meines Trainers:

einen Tiger erkennt man an seinen Streifen, einen Karateka an seiner Disziplin und an seinem Charakter!